Frühwochenbett: die ersten 10 Tage.

Das Frühwochenbett umfasst die ersten 10 Tage nach der Geburt. In dieser Zeit heilen Geburtswunden, die Milchbildung kommt bei stillenden Müttern in Gang und es finden große hormonelle Umstellungen statt.

Eine Nachsorge-Hebamme ist jetzt sehr wertvoll, von ihr bekommst du wertvolle Unterstützung - insbesondere in der Versorgung des Neugeborenen und beim Stillen.

In den ersten Tagen nach der Geburt geht es darum, die Geburt zu verarbeiten, sich körperlich und seelisch zu erholen, das Baby kennenzulernen, die Versorgung und vielleicht auch das Stillen zu üben.


Tipps für das Frühwochenbett

~ Lass die Zeit stillstehen.

Manchen Frauen fällt es nach der Geburt und sobald sie wieder zuhause sind, sehr schwer sich zu schonen. Oft waren die Tage vor der Geburt ja noch sehr geschäftig - da wird das Kinderzimmer noch eingerichtet, letzte Vorbereitungen für das Baby getroffen, der "Nestbau-Trieb" löst ein ruheloses Umherschwirren und Vorbereiten aus.

Und dann ist das Baby da, die Hormone fahren Achterbahn und es heißt: Stopp! Auch, wenn du dich - hoffentlich - fühlst, als könntest du Bäume ausreißen. Mama, gönn dir eine Pause.

Kuschel dich so oft es geht zusammen mit deinem Baby unter eine Decke, mit möglichst viel Hautkontakt. Eure Grundbedürfnisse nach Nähe und Geborgenheit werden so gestillt. Du und deine kleine Familie - ihr und euer Wohlbefinden stehen jetzt an oberster Stelle.

~ Lass dich umsorgen. Und steh für dich ein.

Nach Geburtsverletzungen, oder einem Kaiserschnitt, dauert es möglicherweise einige Tage, bis du ohne Schmerzen aufstehen kannst. Hole dir Unterstützung durch deinen Partner oder eine andere vertraute Person.

So oft sehe ich Frauen in meiner Praxis, deren Beschwerden sich aus Überlastung entwickelt haben. Körperliche und psychische Überlastung in der so verletzlichen Zeit des Wochenbetts. Die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen nach der Geburt sind so groß und es herrscht so viel Unwissen über die Notwendigkeit von Schonung und Rehabilitation. Inkontinenz oder Senkungsbeschwerden sind keine Zustände, mit denen sich eine Frau für den Rest ihres Lebens abfinden muss. Auch, wenn ihnen das leider oft erzählt wird.

In meiner Arbeit mit Frauen und in meinem eigenen Mama-werden habe ich etwas so Wichtiges erkannt: Wahre Stärke einer Mama besteht darin, "Nein" zu sagen.

Nein, der Haushalt ist nicht mein Job.

Nein, ich empfange heute keinen Besuch.

Nein, ich nehme diesen Anruf nicht an.

Nein, ich werde nicht an Familienfeiern oder Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten teilnehmen.

Es ist wirklich wichtig, dass du jetzt gut auf dich achtgibst. Wenn du Raum und Stille für dich brauchst, dann musst du dafür kämpfen. Lass dich bekochen, lasst euch Essen liefern. Sorge für Unterstützung für die notwendigste Hausarbeit. Und umgebe dich ausschließlich mit Menschen, die dir guttun.


~ Geh es langsam an. Dein Körper braucht Zeit.

Nach der Geburt ist das Muskelgleichgewicht von Beckenboden und Rumpfmuskulatur ganz schön durcheinander. Bauch- und Beckenbodenmuskeln wurden in der Schwangerschaft und bei der Geburt überdehnt und sehr stark beansprucht.

Im Frühwochenbett ist es also besonders wichtig, mit sanften Übungen, gezielter Beckenboden-Rehabilitation und Stabilisierung des Körperkerns zu beginnen, um die normalen Rückbildungsprozesse des Körpers zu unterstützen.

Sport ist jetzt noch kontraindiziert!

Natürlich kannst du, wenn du möchtest, schon bald nach der Geburt aus dem Bett aufstehen und ein paar Schritte gehen – unbedingt jedoch in Begleitung. Die Bewegung ist wichtig und gut, damit deine Blutzirkulation erhalten bleibt und einer Thrombose vorgebeugt wird.

~ Verbringe viel Zeit in der Bauchlage.

In den ersten Tagen nach der Geburt gehörst du, zusammen mit deinem Baby, ins Bett. Versuche dabei viel in Bauchlage zu liegen.

Die Bedeutung der Bauchlage für die Rehabilitation nach der Geburt wird leider oft unterschätzt. Sie unterstützt die Gebärmutter in der Rückbildung, um wieder an ihren vorgesehenen Platz oberhalb der Blase zurück zu finden. Die Bauchlage ist damit sehr wichtig, um einer Organsenkung vorzubeugen.


  • Lege dich im Frühwochenbett jeden Tag mindestens zwei Mal für 15 Minuten in die flache Bauchlage. Du kannst dabei ein kleines Kissen unter deinen Unterbauch legen, wenn dir das angenehm ist. Wenn die Brust dabei wehtut, unterlagere dabei so gut es geht den Oberkörper, damit du in der Bauchlage entspannen kannst. Du kannst versuchen, eine Handtuchrolle zwischen Bauch und Brust zu legen, um deiner Brust so mehr Raum zu geben. 
  • Nimm die Bauchlage auch nach dem Kaiserschnitt ein - dann ist jedoch der "Bauchlagenstand" angenehmer: Dabei stehst du vor einem etwa hüfthohen (Ess-)Tisch und legst nur den Oberkörper in Bauchlage ab. Auch hier den Unterbauch mit einem kleinen Kissen unterlagern.


Die Bauchlage unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter und insbesondere der Mutterbänder am besten – sie ist der Rückenlage oder Seitenlage vorzuziehen. Außerdem unterstützt die Bauchlage das Abfließen des Wochenflusses und kann bei schmerzenden Nachwehen guttun.

Finde eine Lösung, wie du es in der Bauchlage bequem hast und dich entspannen kannst.


~ Achte auf deine Körperhaltung.

Im Frühwochenbett solltest du noch viel Liegen, damit dein Beckenboden noch nicht zu lange der Schwerkraft ausgesetzt ist.

Das bedeutet auch, dass du zu langes Sitzen vermeiden solltest. Ja, auch auf dem Sofa. Sitzen und Stehen sind momentan eine Belastung für deinen Beckenboden. Behalte das im Hinterkopf und ziehe dich wieder zurück in deine Höhle, sobald du merkst, dass es dir zu viel wird.

Wenn du dennoch sitzt oder stehst, dann achte auf - du ahnst es schon - deine Körperhaltung (yay!).

Eine aufrechte Haltung verschafft dir im Alltag mehr Stabilität – ganz im Gegensatz zu einer passiven Sitz- oder Standhaltung.

Wenn du merkst, dass du im Sitzen zusammengefallen bist, richte dich wieder schön gerade auf. Achte beim Sitzen auch darauf, auf einem harten Untergrund zu sitzen. Ein weicher Untergrund, oder „Hilfsmittel“ wie Sitzringe bewirken, dass der Beckenboden „durchhängt“, sollten also vermieden werden.

Vermeide außerdem Positionen und Bewegungen, bei denen die Beine weit öffnen, um den Wundheilungsprozess von Geburtsverletzungen nicht zu verzögern. Das gilt zum Beispiel auch für große Schritte – nicht mehrere Stufen auf einmal nehmen – und gegrätschte Haltungen wie z.B. den Schneidersitz.

Manche Frauen sind überrascht, dass der Bauch nach der Geburt immer noch so aussieht, als würde da jemand drin wohnen. Das ist ganz normal, der Bauch braucht nun einmal seine Zeit, bis er sich wieder stabilisiert hat. Es ist nicht das Ziel, dass der Bauch wieder möglichst schnell flach ist! Der Postpartum-Bauch ist wunderschön und sollte gefeiert werden. Versuche nicht, ihn einzuziehen, damit er flacher aussieht. Das würde Druck im Bauchraum aufbauen, der den Beckenboden und die Organe im Beckenraum belastet. Dies bewirkt eine erhöhte Senkungsgefahr und sollte unbedingt vermieden werden.

Also: Lass ihn locker, deinen Bauch. Er ist perfekt, so wie er ist!


Und jetzt genug geredet: Lass uns gemeinsam auf die Matte gehen!

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